Yo no invento nada. KZ-Erfahrung und ihre Verarbeitung in den Kurzgeschichten vo


ISBN 9783668113220
40 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Romanistik - Spanische Sprache, Literatur, Landeskunde, Note: 1,7, Freie Universität Berlin (Institut für Romanische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: [.] Ich möchte mich in dieser Arbeit mit einem Bereich Aubschen Schaffens befassen, welcher in der Literaturwissenschaft bisher erstaunlich wenig Betrachtung fand: die Erfahrung des Konzentrationslagers und dessen Darstellung in Max Aubs Kurzgeschichten.



Durch die Beleuchtung inhaltlicher Aspekte dieser KZ-Kurzprosa sowie ihrer literarischen Darstellungsformen und -strategien soll herausgefunden werden, was uns zum (Über)Leben im KZ erzählt wird und wie der Autor es schafft, diese Ereignisse für uns erfahrbar zu machen. Welche thematischen Diskurse also verbinden diese Erzählungen miteinander und welche Rückschlüsse können wir bezüglich ihrer gemeinen oder geteilten poetologischen Verfasstheit ziehen?



Nicht die große Geschichte ist Aubs Thema, sondern das Schicksal der Kreatur, das Lieben und Hoffen und Leiden des Einzelnen im Angesicht des Todes (BUSCHMANN 2002: 29). In Aubs Texten sind der Dialog und die Polyphonie die gängigen Methoden, um von der Menge der verschiedenen Einzelschicksale auf das Große Ganze des Bürgerkrieges zu schließen. Dieses zentrale Verfahren findet sich auch in Aubs KZ-Kurzprosa wieder. Eine der Erzählungen jedoch bildet dabei eine Ausnahme; sie versucht sehr wohl, auf geradezu universale Weise, die große Geschichte zu erzählen: Im Manuscrito cuervo (Historia de Jacobo) lässt Aub den Raben Jacobo als außenstehenden, beobachtenden Deuter des menschlichen Lebens im Konzentrationslager Le Vernet berichten. Die rabische Perspektive bleibt dabei stets auf das KZ beschränkt, was dazu führt, dass Jacobo die eigentlich außerordentlichen Vorgänge im Mikrokosmos KZ auf die gesamte menschliche Gesellschaftsordnung projiziert. Dabei entstehen zahlreiche satirische Momente und Logikbrüche, die diesem literarischen Experiment innerhalb der KZ-Kurzprosa Aubs einen besonderen Stellenwert verleihen.



Aus diesem Grund möchte ich das Manuscrito separat, jedoch auch im Abgleich mit den anderen Erzählungen analysieren und so seine spezifische Besonderheit herausarbeiten. Diese liegt für mich insbesondere in der Diskrepanz zwischen dem Versuch einer fiktionalen Beschreibung und Erklärung der conditio humana von Krieg, KZ und Brudermord auf der einen Seite - und dem Scheitern eben dieses Versuches auf der anderen: Auch mit dem Manuscrito cuervo findet Aub keine Darstellungstechnik, keinen Erzählrahmen, um das Unsagbare (lo indecible), das Unausdrückbare dieses Menschheitskapitel auszudrücken. [.]
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