Werke / NASAMECU


ISBN 9783866001848
330 Seiten, Gebunden/Hardcover
CHF 32.05
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'Dieses Buch handelt vom gesunden und kranken

Menschen. Es gibt meine persönlichen Meinungen

wieder, es erhebt nicht den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.

'

Natura sanat, medicus curat (NASAMECU), die Natur

heilt, der Arzt behandelt, ist einer von Groddecks Leitgedanken

in seiner ärztlichen Tätigkeit. In diesem 1913

für ein breites Publikum verfaßten Werk, das nach einer

Vortragsreihe, die er in Baden-Baden gehalten hatte,

entstanden ist, will der Autor die Ängste vor dem Leben

und dem Erkranken mildern, indem er aufklärerisch

und erzieherisch den menschlichen Körper und

die Vorgänge in ihm beschreibt. Er will dem Menschen

Vertrauen zu der Kraft seiner menschlichen Natur geben.

Krankheiten sollten nicht als Feinde betrachtet

werden, denn 'Kranksein ist nichts andres als leben, als

der Versuch des Lebens, sich veränderten Bedingungen

anzupassen, es ist nicht ein Kampf des Körpers mit der

Krankheit, sondern eine ordnende Tätigkeit'.

Obwohl sich der Stand der medizinischen Wissenschaft

ständig ändert, in den letzten hundert Jahren seit Erscheinen

des Buches viele Erkenntnisse dazugewonnen

wurden und es vielleicht keine Ewigkeitswerte beinhaltet,

wie es eine Besprechung von damals behauptet,

hat es bis heute für Kranke und Gesunde wie auch für

Ärzte einen Wert behalten, da es das Wirken der Natur

und die Begrenztheit des ärztlichen Wirkens thematisiert.

Gleichermaßen an Laien wie Ärzte gerichtet weist

Groddeck auf die Notwendigkeit der Einbeziehung der

gesamten Lebensbedingungen des Erkrankten bei der

Behandlung hin, die Beachtung der psychosozialen Bedingungen

wie wir heute sagen , betont die Auswirkung

der wirtschaftlichen und wohnlichen Verhältnisse

für Gesundheit und Krankheit.

Die Groddecksche Darstellung der Abläufe im menschlichen

Körper, die regulären wie die reparativen, lösen

beim Leser immer wieder Staunen über das bis heute

unerklärliche Wunder des Lebens und der natürlichen

Heilungsprozesse aus. Groddecks Werk ist aber keine

Propagierung der sogenannten Naturheilverfahren,

sondern die Heilverfahren der Natur sollen erkannt

und künstlerisch vom Arzt angewandt und gefördert

werden. Die Mittel zur Behandlung sind für ihn weit

gestreut, sollen dem einzelnen Erkrankten gemäß genutzt

werden.

Zwei weitere Absichten, die Groddeck mit seiner Schrift

verfolgte, waren der Kampf gegen die übermäßig naturwissenschaftlich

orientierte Medizin, die den Menschen

mehr und mehr aus dem Blickfeld verlor, sowie

die wachsende staatliche Einfl ußnahme auf die ärztliche

Tätigkeit und das Arzt-Patienten-Verhältnis.

In diesem Werk lassen sich manche Schritte Groddecks

zu seiner späteren psychodynamischen Behandlungsweise

erahnen, auch wenn er die Psychoanalyse zunächst

nur eingeschränkt akzeptiert. Die Verknüpfung

von Leib, Seele und Umwelt und deren Wechselwirkung

aufeinander wird hier aber schon deutlich spürbar.
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