'Was wäre, wenn...?' Vor verschlossenen Türen


ISBN 9783826077142
304 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 68.40
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Bestürzend ist der Einbruch eines realen Verbrechens in eine Reihe

fiktionaler Werke. Man vergegenwärtige sich die Reihe unseres topologischen

Motives, das aus den Bereichen vor und hinter der geschlossenen

Tür besteht. In Geschwister Tanner von Robert Walser imaginiert

ein junger Mann vor einer verschlossenen Haustür, was dahinter

abläuft. In Kafkas Erzählung Ein Landarzt zerschmettert ein Knecht

die verschlossene Tür, um der Magd habhaft zu werden. Direkt daneben

die mörderische >Variante<: Ein schwer bewaffneter Mann schießt

auf die verschlossene Tür einer Synagoge, um die betenden Menschen

zu töten. Die raumstrukurelle Kongruenz des realen Verbrechens mit

einer literarischen Reihe deutet auf den Performance-Charakter des

Mordes und auf die Komplexität eines antisemitistischen Tatparadigmas

unserer Zeit. Die Versuche, diese nostra res agitur-Problematik

auf rein literaturwissenschaftlicher Ebene aufzuzeigen, werden flankiert

von Streiflichtern auf das dichterische Handwerk sowie vom

Zugriff auf experimentelle Rezeptionsstrategien, zu denen die - der

Geschichtswissenschaft entlehnte - hypothetische Frage >Was wäre,

wenn.?< beigetragen hat.
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