Tod und Verklärung


ISBN 9783901974106
148 Seiten, Geheftet
CHF 181.80
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Als der 24-jährige Münchner Kapellmeister Richard Strauss im Sommer 1888 mit der Komposition seiner dritten Tondichtung begann, sah er sich dem Ziel nahe, das ihm sein Mentor Alexander Ritter vorgegeben hatte: die Nachfolge Richard Wagners als Musikdramatiker. Bereits seit einem Jahr arbeitete Strauss am Text seiner ersten Oper Guntram, und um der neuen Aufgabe auch kompositorisch gewachsen zu sein, hatte er damit begonnen, sich mit programmatischen Orchesterstücken der musikalischen Sprache Liszts und Wagners zu nähern. Ritter beabsichtigte, mit Strauss und anderen jungen Musikern wie Ludwig Thuille und Friedrich Rösch, die sich zwischen 1886 und 1889 in München zur "Ritterschen Tafelrunde" versammelten, der neudeutschen Sache nach dem Tod ihrer beiden Protagonisten Wagner und Liszt auf breiter Front den Erfolg zu sichern.



Ob Ritter und seine Anhänger Strauss kompositorischen Weg zur Oper gemeinsam planten, ob sie die Sujets seiner zu schreibenden Programmmusiken festlegten und sich über Strategien ihrer musikalischen Umsetzung Gedanken machten, wissen wir nicht. Doch darf man den Einfluss der Runde nicht unterschätzen. Es ist keineswegs auszuschließen, dass hier die Anzahl von drei Tondichtungen ebenso festgelegt wurde wie eine Stufenfolge, die mit einer wachsenden Anlehnung an Liszt und Wagner ihren Höhepunkt finden sollte. Auch könnte in diesem Kreis die anfängliche Bindung an literarische Sujets (Macbeth, Don Juan) und schließlich der Verzicht darauf in der dritten und letzten Tondichtung diskutiert worden sein.



Das Sujet des Stückes, oder, mit Strauss Formulierung, dessen 'poetischer Vorwurf', ist gelegentlich autobiographisch gedeutet worden.12 Ernsthaft krank war Strauss allerdings erst im Mai 1891 und erneut im Juni 1892, als Tod und Verklärung längst komponiert war. Auch ohne äußeren Anlass lag der Stoff für einen Wagner- und Liszt-Bewunderer wie ihn - und das gilt erst recht für seinen Mentor Alexander Ritter - in der Luft. Die Idee von "Tod und Verklärung" hatte schon in Liszts Symphonischen Dichtungen Tasso und Prometheus eine zentrale Rolle eingenommen.
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