Adonia Verlag: Thomas Mann – Emil Liefmann / Briefwechsel - Mann, Thomas - Stroemfeld Verlag

Thomas Mann – Emil Liefmann / Briefwechsel

Stroemfeld Verlag
ISBN 9783866001640
200 Seiten, Gebunden/Hardcover
CHF 32.05
Lieferbar
Vom heutigen Stand der Thomas Mann-Forschung ausgehend,

ließe sich Theodor W. Adorno beruhigen, denn

der Sozialwissenschaftler äußerte einst den Wunsch,

'nicht gerne Arm in Arm mit dem guten Dr. Liefmann

in die vita Thomas Manns Einzug zu halten.' Während

seinem Einfluss auf das Spätwerk des Dichters mittlerweile

ausreichend Rechnung getragen wurde, ist der

Bekanntschaft zwischen Thomas Mann und dem jüdischen

Frankfurter Arzt Emil Liefmann lediglich am

Rande einiger Veröffentlichungen Beachtung geschenkt

worden und selbst den beschlagensten Thomas Mann-

Kennern unbekannt - und dies, obwohl Thomas Mann

während seiner Frankfurt-Aufenthalte in den 1920er-

Jahren regelmäßig zu Gast im Haus des kunstsinnigen

Mediziners im Grüneburgweg war und noch im amerikanischen

Exil Kontakt zu ihm pflegte. Von der nachgerade

familiären Freundschaft, in die auch die Ehefrauen

Katia Mann und Marie Liefmann eingeschlossen waren,

zeugt eine umfangreiche Korrespondenz von insgesamt

zweiundsechzig Schrift stücken aus den Jahren 1922-

1952, die hier erstmals in einer kommentierten Edition

vorgelegt wird.

Auf einer literarischen Spurensuche werden zahlreiche

bisher unbekannte Details der Frankfurt-Aufenthalte

Thomas Manns aufgedeckt, darüber hinaus die bewegende

Vita Emil Liefmanns rekonstruiert und somit

ein Stück Frankfurter Bürgergeschichte dem Vergessen

entrissen. Denn der einst angesehene Mediziner

Liefmann, der im Westend seine Praxis hatte, teilte das

Schicksal zahlreicher jüdischer Bürger Frankfurts und

musste unter dem Druck nationalsozialistischer Behörden

nach Amerika emigrieren. Von dem schwierigen

Überleben im Exil und von Thomas Manns Unterstützung

und Anteilnahme legt der Briefwechsel ein eindringliches

Zeugnis ab.

Ein Exkurs untersucht mit der epistolaren Selbstreflexion,

dem Selbstzitat und der stilistischen Erprobung

für Thomas Mann charakteristische Formen des Briefschreibens.

Anhand zahlreich nachgewiesener intertextueller

Bezüge zeigt sich Thomas Manns Verfahren, sein

Briefwerk mit dem erzählerischen OEuvre zu verknüpfen

und in Beziehung zu setzen. Eine stilanalytische

und textfunktionale Analyse des Briefcorpus schließt

die Arbeit ab.
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