Zwischen den beiden ''Theaterkrisen'' der Jahrhundertwenden 1900/2000 spannt sich eine genealogische Linie, die Theatertexten eine von der Aufführung autonome Text-Theatralität einschreibt, zweidimensionale Schrift um typographisch-dynamische Tiefendimensionen erweitert und Text so zur ''paginalen Bühne'' verräumlicht: von Mallarmes ''ecriture corporelle'' und Gertrude Steins ''landscape plays'' über Heiner Müllers ''Bildbeschreibung'' bis hin zu Werner Schwabs Text-Installationen und Rainald Goetz. Traditionell immer schon Ort intermedialer Wechselwirkungen, entwickeln moderne und postmoderne Theatertexte im Austausch mit bildkünstlerischen Verfahren typographische Relief-Figuren: ''Szenographie'' (dynamisierte Text-Räume), ''Kalligraphie'' (Konkrete Text-Bildlichkeit) und ''Topographie'' (Layout-Landschaften). Den neuen Text-Räumen entspricht ein veränderter Zugriff der zeitgenössischen Bühnenpraxis: von der dramatischen Inszenierung zur Installation von Text-Theatralität.