Adonia Verlag: Technikträume und Traumtechniken - Bohn, Ralf - Königshausen Neumann

Technikträume und Traumtechniken

Die Kultur der Übertragung und die Konjunktur des elektrischen Mediums
Königshausen Neumann
ISBN 9783826029264
402 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 58.40
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Freuds Äußerung, die Vorstellungen von Raum und Zeit müßten im Licht der Psychoanalyse modifiziert werden, hat mehrfache Berechtigung:



Erstens führen Medieninventionen im 19. Jh. zu einer Destabilisierung normierender

Naturerfahrung, besonders unter den Phänomenen Elektrizität und Magnetismus, von denen die Triebtheorien Freuds beeinflußt sind. Zweitens führt eine Relativierung des Kraftbegriffs zu einer Entzauberung des Kausalitätsprinzips, wie sie Freud in seiner Traumkonzeption annonciert. Drittens zeigt sowohl der Traum des technischen Fortschritts als auch der Traum der Psychoanalyse, wie die klassische Medienvorstellung in elektrodynamische Netz- oder

Feldtheorien beschreibbar werden. Einsteins Liquidierung des Äthers und Freuds Liquidierung eines medialen Bewußtseins offenbaren das Übertragungsverhältnis von Physik und Psychoanalyse. Dialektische Negationen ersetzen mediale Positionen - dort die Lichtgeschwindigkeit, hier das Unbewußte.

Die Geschichte dieser neuen Medienvorstellung beginnt mit Hegels Naturphilosophie, die die Kantische Kritik an Newtons Kraftbegriff aufgenommen und in eine Dialektik von relativen Orten und absoluter Zeit überführt hat. Hegel bereitet damit wesentliche Einsichten der elektrodynamisch revisionierten Physik vor. Es wird möglich Übertragungen intermedial zu Denken - auf Kosten metaphysischer und magischer Bezugssysteme.

Im Anschluß an die Entschlüsselung des modernen Traums der Medientechniken haben Benjamin, Heidegger, und Bergson auch die mediale Konzeption von Sprachlichkeit und ihre besondere Raum-Zeit-Projektion modifiziert.
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