Mein Vater war seit 1.Juli 1937 Obersteiger der Grube Griesborn und seit 1. August

1944 zusätzlich Obersteiger der Grube Saarschacht und somit für die beiden

Untertagebetriebe verantwortlich. Zur Grube gehörten die Anlagen

Eisenbahnschacht in Griesborn, Saarschacht in Ensdorf, der Ostschacht in

Schwalbach, der Ensdorfer Schacht und die Schachtanlage in Elm. Die Gruben

gehörten zum Steinkohlenbergwerk Ensdorf/Viktoria.

Mit dem Herannahen der Front im Herbst 1944 wurde die Kohleförderung

eingestellt und eine Notbelegschaft mit Schwerpunkt auf der am weitesten östlich

gelegenen Anlage Elm (siehe Anlage 1) eingesetzt. Sie hatte die Aufgabe, die

Grubenanlagen notdürftig in betriebsfähigem Zustand zu halten. Mein Vater leitete

die Notbelegschaft und musste daher an Ort und Stelle bleiben, während der Rest

der Familie mit meiner Mutter Josefine André und den Kindern Hans (15 Jahre),

Hermann (11 Jahre), Marliese (8 Jahre) und Walter (6 Jahre) Anfang Dezember

1944 flüchten musste.

Schwalbach gehörte zu den Orten, die "geräumt" werden mussten. Das Wort

"Evakuierung" war damals untersagt.

Mein Vater hat von November 1944 bis Dezember 1945 zwei Tagebücher geführt:



Tagebuch der Räumung 1944 - 45

Tagebuch der Notbelegschaft Elm

Das Tagebuch der Räumung schildert die Ereignisse und das Leben meines

Vaters auf den Grubenanlagen, im Heimatort Schwalbach und in der näheren

Umgebung sowie die Situation der evakuierten Familie und Verwandten.

Im Tagebuch Notbelegschaft werden die Vorkommnisse auf den Grubenanlagen

geschildert, vor allem die Bemühungen, trotz der starken Schäden durch

Artilleriebeschuss und Bombenabwürfe die Energieversorgung, Wetterführung und

Wasserhaltung notdürftig aufrecht zu erhalten.

Nachstehend folgt das persönlichere und umfassendere Tagebuch der Räumung,

das auch Aspekte der Notbelegschaft enthält. Den Originaltext meines Vaters habe

ich mit ergänzenden Fußnoten zum besseren heutigen Verständnis versehen.