Sexualaufklärung in Familie und Schule


ISBN 9783906036571
202 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 37.70
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Das Recht auf Gesundheit umfasst auch sexuelle Gesundheit. Die Perspektive der

sexuellen Rechte fordert eine ganzheitliche Sicht auf die menschliche Sexualität,

ihre Voraussetzungen und ihr Erleben. Ein reduktionistisches Verständnis auf biologische

und physische Facetten greift daher zu kurz. Vielmehr geht es in einem

umfassenden Sinn um einen positiven und respektvollen Umgang mit Sexualität

und sexuellen Beziehungen, frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt.

Dass wir diesen aus theoretischer Sicht naheliegenden Zustand auch heute noch

bei Weitem nicht erreicht haben, zeigen weltweit nicht nur die anhaltende Verfolgung

aufgrund von Gender und die sexualisierte Gewalt in allen Formen. Auch

im näheren Umfeld bleiben sexuelle Selbstbestimmung, Nichtdiskriminierung,

Gleichberechtigung und Integrität zentrale Postulate. Rollenbilder, Wertvorstellungen,

Social Media sind nur einige hartnäckige Einflussfaktoren auf dem Weg zu

einer «sexuellen Gesundheit als Zustand körperlichen, emotionalen, geistigen und

sozialen Wohlbefindens», die die WHO seit 2006 anvisiert.

Der vorliegende fünfte Band der Schriftenreihe «Sexuelle Gesundheit und Soziale

Arbeit» nimmt sich ein Schlüsselthema vor: Der Sexualaufklärung, insbesondere

der institutionalisierten Sexualaufklärung, kommt eine zentrale Rolle zu, wenn es

um die Entwicklung, Herleitung und die Realisierung des Rechtsanspruchs auf sexuelle

Gesundheit geht. Damit geht nicht nur ein höheres sexuelles Wohlbefinden

einher, sondern insgesamt eine gestärkte physische und psychische Gesundheit

aller Menschen jeden Alters.

Wie relevant das Thema ist, zeigt sich aktuell unter anderem an der politischen

Debatte zur Revision des schweizerischen Sexualstrafrechts und an der intensiven

öffentlichen Diskussion um Gender, genderegalitäre Geschlechternormen und

Gleichbehandlung. In beiden Kontexten werden Selbstbestimmung, Integrität und

Identität verhandelt.

Mit den Forschungsergebnissen im vorliegenden Bericht «Sexualaufklärung in

Familie und Schule - Relevanz der Menschenrechte» wird auf der Grundlage von

empirischen Daten hergeleitet, dass die schulische Sexualaufklärung anschlussfähig

und komplementär ist zur familiären Sexualaufklärung und sowohl von Eltern

als auch von Jugendlichen als notwendig erachtet wird. Das ist ein wichtiges Zeichen

in die richtige Richtung. Sexuelle Rechte müssen den Rahmen bieten für ein

gesundes Aufwachsen, eine stabile Sozialisation und die Identitätsbildung sowie

den respektvollen Umgang miteinander. Dazu muss sich Sexualaufklärung über

die Vermittlung von biologischen Fakten und Prävention hinweg allen sexualitätsbezogenen

Themen stellen und auf der lebensweltlichen Situation der Jugendlichen

aufbauen.

Im Handlungsfeld der Sozialen Arbeit ist die Unterstützung gesundheitsrelevanter

Faktoren zentral. Die Auswirkungen sexueller Diskriminierung oder Traumatisierung

reichen bis weit ins Alltagserleben der betroffenen Menschen und oft auch ihrer

Gemeinschaften. Deshalb sind Schutz, Integrität, Nichtdiskriminierung und die Respektierung

sexueller Rechte ein fundamentaler Anspruch Sozialer Arbeit.

Der vorliegende Studienband ist von hoher Bedeutung für die Sexualpädagogik

und die Soziale Arbeit insgesamt. Es ist den Autor*innen zu verdanken, dass auf

der Grundlage empirischer Daten und aus mehrperspektivischer Sicht die Relevanz

sexueller Rechte für die Beteiligten und die Gesellschaft schlechthin unterstrichen

wird.

Der dafür initiierte Forschungsverbund aus der Haute école de travail social

Genève, der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit und dem Verband Sexuelle Gesundheit

Schweiz hat für die Schweiz eine relevante Forschungslücke geschlossen.
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