Schulz und Schulz - St. Trinitatis Leipzig


ISBN 9783932565830
52 Seiten, Gebunden/Hardcover
CHF 40.75
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Drei Orte markieren die wechselvolle Geschichte der Propsteikirche

St. Trinitatis in Leipzig. Nicht weit entfernt vom Standort des jetzigen

Neubaus befand sich die im Zweiten Weltkrieg weitgehend

zerstörte historische Kirche von 1847. Es dauerte fast drei Jahrzehnte,

bis es 1982 schließlich zum Ersatz für diese Kirche kam.

Auf Betreiben der DDR-Behörden mußte dieser Bau allerdings in

einer Vorstadt errichtet werden. Wegen seiner ungünstigen Lage
und auch weil das Gebäude von Anfang an Bauschäden aufwies,

entschloß sich die Gemeinde 2008, in der Stadtmiite einen neuen

Anfang zu wagen. Die 2015 geweihte dritte Trinitatiskirche ist der

größte katholische Kirchenneubau in Ostdeutschland seit der

politischen Wende von 1989/90.

Die neue Kirche liegt nicht nur mitten in der Stadt, sondern an

einem Ort, der prominenter nicht sein könnte: gegenüber dem großen

Komplex des Neuen Rathauses. Für den Neubau mit angeschlossenem

Pfarrzentrum wurde 2009 ein Wettbewerb ausgelobt,

den die Leipziger Architekten Ansgar und Benedikt Schulz für sich

entscheiden konnten. Sie überzeugten die Jury vor allem dadurch,

daß sie das dreieckige Grundstück geschickt ausnutzten und dabei

mit dem kompakten Körper der Kirche im Osten und dem Turm im

Westen zwei markante Eckpunkte im Stadtraum schufen. Zwischen

Turm und Kirche erstreckt sich der großzügige Pfarrhof, der sich

nach zwei Seiten hin zur Umgebung öffnet, was die programmatische

'Offenheit' der Kirchengemeinde unterstreicht.

Der Bau erhält seine homogene Erscheinung durch die Verkleidung

aller Baukörper mit einheimischem Prophyr, einem Stein vulkanischen

Ursprungs, der in feinen Rottönen changiert. Zeigt sich

die Kirche nach außen hin ganz hermetisch, überrascht der Innenraum

mit 14,5 m lichter Höhe den Besucher durch eine vibrierende

Helligkeit. Entscheidend dafür ist das Oberlicht auf der Ostseite in

22 m Höhe. Aus der für die Gläubigen unsichtbaren Quelle fällt

Zenitlicht auf die gesamte Rückwand hinter dem Altar. In seiner

Disposition folgt der Kirchenraum den Beschlüssen des Zweiten

Vatikanischen Konzils: Aufhebung der Trennung zwischen Priesterund

Gemeindebezirk, Volksaltar anstelle von Hochaltar, Versammlung

der Gläubigen im Sinne der 'communio' um die liturgische

Mitte.

Neben seiner Haupttätigkeit als Architekturpublizist hat Wolfgang

Jean Stock neun Jahre lang die Deutsche Gesellschaft für christliche

Kunst und ihre Galerie in München geleitet. Entsprechend

seiner strengen bildnerischen Auffassung, die unwillkürlich an das

Werk von Hilla und Bernd Becher denken läßt, hat es eine gewisse

Folgerichtigkeit, daß der Photograph Stefan Müller die Bauten von

Owald Mathias Ungers, Max Dudler, Kleihues+Kleihues oder

Schulz und Schulz kongenial ins Bild setzt.
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