Produktion und Rezeption der Flugblätter der Kommune I am Beispiel des Flugblatt


ISBN 9783656558187
28 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
BOD folgt in ca. einer Woche
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Germanistik), Veranstaltung: Seminar "1968", Sprache: Deutsch, Abstract: Solidarität, das ist eine Droge, die high macht, andererseits auch abhängig. (Fritz Teufel, Kommune I)1



Der Einsatz für gemeinsame Werte und Ziele war das Hauptanliegen der Kommune

I', eine der zentralen Gruppierungen der Achtundsechziger und Beteiligte an den

Studentenrevolten in der BRD, deren Protestformen heute noch als charakteristisch

für diese Zeit gelten. Als Kommune I bezeichnete sich eine Gruppierung von

Studenten sowie arbeitslosen Ex-Studenten, die sich in Berlin

zusammengeschlossen haben und als politisch engagierte Wohngemeinschaft

zusammenlebten. Ihre Mitglieder versuchten, sich mit aller Macht gegen die

bestehenden Gesellschaftsnormen zu wehren und ihren Lebensstil als radikales

Gegenmodell zu präsentieren.2

Seit 1967 bildete die Kommune I den Vorstand der Berliner SDS (Sozialistischer

Deutscher Studentenbund), wurde aber im Mai 1967 wegen diverser Störaktionen,

wie zum Beispiel das Pudding-Attentat, vom Verband ausgeschlossen. Die

Kommune beschloss ihre Aktivitäten trotzdem fortzusetzen. Am 24. Mai 1967

verteilten sie vor der Freien Universität Berlin eine Flugblattreihe. Jene Flugblätter, nummeriert mit Nr. 6 bis Nr. 9, bezogen sich auf einen Kaufhausbrand in Brüssel.

Nach der Veröffentlichung der Protestflugblätter wurde die Kommune I wegen

Anstiftung zur schweren Brandstiftung angezeigt.3

Die nachfolgende Arbeit befasst sich mit der Produktion und Rezeption dieser

Flugblätter und stellt den Vergleich zwischen der Intention der Produzenten und der Interpretation der Rezipienten in den Mittelpunkt. Im Laufe der Recherche wurde immer wieder deutlich, dass der Inhalt der Flugblätter durch Mitwirken der Presse deutlich verzerrt wurde: Wegen der ambivalenten Formulierungen wurde das ursprünglich Gemeinte oftmals verkannt. Deshalb stellt sich in erster Linie die Frage, welche unterschiedlichen Interpretationsansätze im Genauen auf die Flugblätter angewandt werden können und welche Auswirkungen dieselben auf die Produzenten und deren Intentionen haben.

Eingeleitet wird die Seminararbeit mit einer kurzen Definition des Flugblattes als Medium und die Nutzung desselben als Mittel des Protests. Anschließend wird der Grundgedanke der Flugblattreihe beispielhaft am Flugblatt Nr. 7 aufgearbeitet. Durch genauere Analyse soll es dem Leser möglich sein, die Intentionen der Kommune I genauer nachvollziehen zu können sowie einen Einblick in die verschiedensten Interpretationsansätze zu erhalten, welche im zweiten Teil der Arbeit aufgearbeitet werden. Um einen gezielten Vergleich anstellen zu können, wird die Reaktion der Medien der Analyse der Gutachter, die am Prozess gegen die KI beteiligt waren, gegenübergestellt.

Entscheidende Fragen, die in dieser Arbeit beantwortet werden sollen, sind zum

einen, inwieweit sich die Intention der Flugblätter von der Interpretation derselben unterscheidet und zum anderen, inwieweit die Ambiguität der Flugblätter und die unterschiedlichen Reaktionen der Rezipientengruppen protestfördernd wirkten.



1 Carini, Marco: Fritz Teufel. Wenns der Wahrheitsfindung dient. Eine Biographie. S. 70.

2 Vgl. Taubes, Jacob: Surrealistische Provokation: Ein Gutachten zur Anklageschrift im Prozess

LanghansTeufel über die Flugblätter der Kommune I. In: Merkur 236. S. 1069.

3 Vgl. Bentz, Ralf (u.a.): Protest! Literatur um 1968. S. 164 ff.
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