Prekäre Selbst-Bezeugung


ISBN 9783942393287
380 Seiten, Gebunden/Hardcover
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In einem von Merleau-Ponty und Foucault angeregten Rückblick auf

Descartes und Kant (Kap. I-III) erprobt dieses Buch einen in den Standarderzählungen

der Philosophiegeschichte verschütteten Gedankengang:



dass das Selbst zunächst kein Gegenstand der Erkenntnis,

des Wissens oder des Erzählens ist, dass es aber auch nicht in einer

uferlosen Kontingenz sich auflöst, der man allein noch nachträglich

narrativ scheint Rechnung tragen zu können. Es existiert vielmehr als

bezeugtes bzw. als auf Bezeugung angewiesenes und stellt sich insofern

keineswegs nur als ein Verhältnis zu sich heraus (Kierkegaard),

sondern erweist sich als vom Anderen her dazu herausgefordert, 'jemand

' zu sein
für sich und Andere. Dieser Gedanke rückt nach Kierkegaards

HegelKritik (Kap. IV) und dramatisiert durch den Verzicht

auf einen absoluten Zeugen, wie ihn Sartre beschrieben hat (Kap. V),

im Ausgang von Heidegger vor allem bei Ricoeur und Arendt in den

Vordergrund (Kap. VI/VII).

Doch der Begriff des Anderen ist in sich ebenso vieldeutig wie

der Anspruch, der in dieser Herausforderung zur Geltung kommt.

Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass der Anspruch des Anderen

zwischen einem bloß appellativen Sinn einerseits und Prätentionen

andererseits schwankt, in denen tatsächlich eine Berechtigung, ein

gerechter Anspruch oder ein Recht im engeren Sinne zum Ausdruck

kommen kann. Indem das Selbst nicht etwa nur sich selbst, sondern

sich als vom Anderen herausgefordertes bezeugt (Kap. VIII), muss es

sich dessen Anspruch genau in diesem Schwanken, in dieser Vieldeutigkeit

stellen. Und nur so, im Lichte eines nicht eindeutigen

Anspruchs des Anderen wird aus dessen Bezeugung auch eine politische

Angelegenheit (Kap. IX).
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