Politik, Revolution und Geschichte bei Georg Büchner und Heiner Müller
Akademische Schriftenreihe V136474
Bod
ISBN 9783640450640 76 Seiten, Taschenbuch/Paperback
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Examensarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Neue fängt mit der Destruktion des Gegebenen an.1
Mit jenem Satz aus der Rede H. Krapps zur Verleihung des Büchnerpreises an Heiner Müller
1985 könnte man das Werk Georg Büchners und Heiner Müllers überschreiben. Beide sind
Autoren, die in einer Zeit der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen lebten und arbeiteten,
und die die Eindrücke ihrer Zeit in ihrem literarischen Werk, auch gegen die Widerstände
der Staatsmacht, kritisch verarbeiteten.
Eine skeptische Auseinandersetzung mit Gegenwart und Vergangenheit wirft Fragen auf:
nach (politischer) Macht, Verantwortung, Feind- und Opferbildern, nach dem Geschichtsverständnis,
nach revolutionären Ideen, nach aktivem und literarischem Protest.
Wie die unterschiedlichen Tendenzen in der Büchnerforschung zeigen, entspringen die
Deutungsversuche häufig dem Wunsch, die verschiedenen Phasen undThemen des Schreibens
und die Persönlichkeit des Autors als in sich konsistente und einheitliche Abfolge mit dem
Schema eines Entwicklungsromans2 darstellen zu wollen. Inwieweit dies jedoch generell, und
auch aufgrund des Mangels an Dokumenten sowie der Möglichkeit einer sicheren zeitlichen
Einordnung überhaupt möglich ist, bleibt fraglich.
Eine einheitliche Tendenz im Werk Heiner Müllers hingegen ist aufgrund der Vielfalt und
Vielseitigkeit seiner Texte schwer fassbar zu machen.
Dennoch ist sowohl im Leben als auch im Werk beider Autoren die ständige Auseinandersetzung
mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, der Geschichte und dem Umsturz
der bestehenden Ordnung, der Revolution, sichtbar. Eine Beschäftigung mit der Vergangenheit
veranlasste möglicherweise auch die erfahrene Enttäuschung von der Gegenwart und
eine zunehmend repressive Haltung der jeweiligen politischen Systeme. Ob die persönliche
und schriftstellerische Konsequenz daraus allerdings in einer fatalistischen Grundhaltung endete,
soll zu klären versucht werden.
Die Auseinandersetzung Müllers mit Georg Büchners Texten offenbart seine Überzeugung,
dass die Wunde Woyzeck [] eine offene Wunde3 ist, die erst dann geschlossen werden
kann, wenn das Opfer gegen seine Unterdrücker aufbegehrt. Inwieweit jene Kritik an Politik,
die bei beiden Autoren stets auch Sozialkritik bedeutet, auch im Werk sichtbar wird, soll im