No


ISBN 9783937717234
189 Seiten, Gebunden/Hardcover
CHF 29.25
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No wächst in einem Landstrich auf, der seit der Walpurgisnacht in Goethes >Faust< nicht mehr ganz geheuer ist: Auf dem Brocken zwischen Elend und Schierke tanzten einst die

Hexen. Tiefstes Deutschland: Vor nicht allzu langer Zeit verlief hier

im Harz die empfindliche Grenze der beiden deutschen Staaten - in Brummes Roman rückt diese Zeit in eine gläserne Ferne. No lebt tatsächlich in jenem Dorf namens Elend, zusammen mit seiner Familie, die noch namenloser ist als er selbst: Vater, Mutter, der älteste Bruder, der ältere Bruder, die Schwester, der jüngere Bruder. No bewegt sich, wie alle Kinder, als Fremdling in einer

Welt, die er erst entdecken wird. No ist ein Nobody, ein Kind ohne

Eigenschaften, noch jenseits von Gut und Böse. >No war eine Schachfigur, ein Springer nämlich. Er hatte ein Pferdegesicht und ein aus Holz geschnitztes Maul.< Der hakenschlagende Springer allerdings ist die unberechenbarste aller Schachfiguren: eins grad, eins schräg. >No war ein falscher Hund, ein falscher Fuffziger: mal so und mal so. Er konnte jederzeit das Gegenteil von dem sagen, was er gerade gesagt hatte.< Nos Vater ist ein professioneller

Erzieher: Als Lehrer hat er Psychologie studiert (>Das war eine Wissenschaft, mit der man lernte, wie es in Kindern innen aussah.<) und lehrt seine Kinder mit kalter Konsequenz das Prinzip Unterwerfung. Wutausbrüche oder Jähzorn gibt es bei ihm nicht: Im Gegensatz zur ständig heulenden Mutter ist ihm der Ärger

nie anzumerken. Seine Erziehungsmethoden - protestantisch deutsch - folgen kühler Berechnung. Wie das Schachspiel, das er der ganzen Familie beigebracht hat.

Bei Christoph D. Brumme erscheint die DDR - im nüchternen

Blick eines Kindes - als vieldeutige Metapher. Das Kind mit Namen

No versteht nicht, erklärt nicht - es nimmt nur wahr, ganz ungestört, denn No ist allein. Nicht einmal der Erzähler ist auf seiner Seite.'

Sieglinde Geisel Freitag
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