Mythos und Aktualität.Der Generationenkonflikt in Dorsts 'Merlin'


ISBN 9783640865369
24 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
BOD folgt in ca. einer Woche
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Technische Universität Dresden (Germanistik - Neuere deutsche Literatur), Veranstaltung: Theaterseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Über ein Theaterstück zu schreiben erweist sich oft problematischer als sich mit

einem Roman oder mit einem Werk zu beschäftigen, das nur für Leser geschrieben

worden ist. Im Vergleich mit dieser Art Literatur zeigt das Drama einen weiteren

Aspekt, der einige Schwierigkeiten in der kritischen Annäherung hervorruft: Das

von dem Autor geschriebene Originalstück muss für jede Aufführung dem Theater,

den Schauspielern, aber auch dem Geschmack des Regisseurs adaptiert werden.

Dadurch entstehen viele verschiedene Versionen, die große Unterschiede enthalten

und manchmal sogar wenig miteinander zu tun haben. Worauf sollte man sich

beziehen? Auf dem Original des Autors? Oder sollte man lieber ein bestimmtes

Regiebuch oder Einstudierung eines Regisseurs in acht nehmen? Oder sollte man

direkt eine Aufführung kommentieren?

Das kann allgemein für jedes Drama gesagt werden, aber mit Merlin oder Das

wüste Land von Dorst wird das Problem noch größer. Das Stück ist ein

gigantisches Werk, das mehr als dreihundert Seiten umfasst und in dem der Autor

gleichzeitig viele Varianten von derselben Szene einführt (ein Beispiel ist die

letzte Szene, von der uns Dorst drei verschiedene Versionen bietet: eine des

Theaters, eine der Naturwissenschaft - die berühmteste mit dem erloschenen

Zwergenplaneten - und eine des alten Märchens). Wenn man Merlin in voller

Länge im Theater spielen wollte, würde es eine Spieldauer von mindestens

fünfzehn Stunden ergeben. Ulrich Schreiber nennt es sogar das umfänglichste

Theaterstück der Nachkriegszeit2. Mit so einer kolossalen Länge sind für jede

Aufführung auf der Bühne radikale Kürzungen notwendig: Es reicht nicht, nur

Sentenzen und Auftritte zu schneiden, sondern es müssen auch ganze Teile

gestrichen werden, die in der ursprünglichen Version eine wichtige Rolle spielen.

Diese notwendigen Amputationen verdrehen die Geschichte, den Inhalt und die

behandelten Themen und führen somit zu Regiebüchern, die eine Verarbeitung des

Stoffes sind und in denen Dorsts Werk kaum zu erkennen ist. Der Text wird jedes

Mal von dem jeweiligen Regisseur neu interpretiert, und damit zu oft auch

reduziert und vereinfacht; mit den Kürzungen gehen unvermeidlich Themen und Ideen verloren, die bei Dorst im Mittelpunkt stehen. [.]
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