Adonia Verlag: Mystische Korrespondenz zwischen Tradition und Innovation - Tiemeyer, Katharina - Bod

Mystische Korrespondenz zwischen Tradition und Innovation

Eine exemplarische Untersuchung der Briefe Heinrichs von Nördlingen an Margareth
Bod
ISBN 9783640589982
28 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
BOD folgt in ca. einer Woche
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,5, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Veranstaltung: Frauenmystik im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Briefe des Weltpriesters Heinrich von Nördlingen an die mystisch begabte

Dominikanerin Margaretha Ebner gelten als [.] die älteste persönlich gehaltene

Briefsammlung in deutscher Sprache. Sie entstanden in der ersten Hälfte des 14.

Jahrhunderts und stehen damit an der Schwelle zur Tradition einer volkssprachlichen

privaten Briefkultur. Zuvor war die briefliche Kommunikation des Mittelalters lateinisch

und beschränkte sich vorwiegend auf den geschäftlich-juristischen Bereich. Eine

Ausnahme bildeten die Liebesbriefe, die jedoch meist fiktiv sind, einen hohen

Kunstcharakter aufweisen und daher kaum Ausdruck authentischer persönlicher Gefühle

sind.

Die ersten deutschen Prosabriefe entstanden im Kontext spätmittelalterlicher Mystik. Die

enge und vertraute Beziehung zwischen Beichtvater und Mystikerin gaben den Briefen

einen starken persönlichen Charakter, so dass sie fast schon den Anschein von Modernität

erwecken. Neben der Korrespondenz Heinrichs von Nördlingen sind in diesem

Zusammenhang auch die Briefe Heinrich Seuses an Elsbeth Stagel zu erwähnen, die

zeitlich betrachtet sogar älter sind. Allerdings wird ihnen der Briefcharakter nahezu

abgesprochen: Da Seuses Schreiben eher briefliche Predigten und Traktate sind, kann

diese Korrespondenz [i.e. diejenige von Nördlingens] als der früheste deutsche

Briefwechsel bezeichnet werden. Damit kommt den Briefen Heinrichs von Nördlingen

eine besondere Bedeutung hinsichtlich der deutschen Privatbriefkultur im Mittelalter zu.

Die mittelalterliche Briefkommunikation unterscheidet sich eklatant von der modernen

Briefpraxis; sie wies schon früh formale Gewohnheiten auf und unterlag seit dem

Hochmittelalter den Kriterien der im 11. Jahrhundert neu aufgekommenen Ars dictaminis,

der Briefstellerlehre, die für die gesamte lateinische Brieftradition des Mittelalters

maßgeblich wurde. Zur Entstehungszeit der Briefe von Nördlingens haben diese Regeln noch immer

Gültigkeit, da die lateinische Brieftradition - vor allem in öffentlichen Bereichen - nach

wie vor gilt. Es stellt sich also die Frage, inwieweit sie noch Einfluss auf diese ersten

volkssprachlichen Mystikerbriefe nimmt, beziehungsweise worin gerade das Neue und

Eigenständige dieser Briefe liegt, die zu den bemerkenswertesten Errungenschaften der

deutschen Mystik des Mittelalters gezählt werden. Im Weiteren kann gefragt werden,

weshalb diese Errungenschaften ausgerechnet im Bereich spätmittelalterlicher Mystik

gemacht wurden [.]
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