Literarisierter Tagtraum


ISBN 9783826025716
228 Seiten, Taschenbuch/Paperback
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Die vorliegende Studie untersucht eine Gruppe von Texten des österreichischen Romanciers und Denkers Hermann Broch aus den frühen 30er Jahren. Die sogenannten "Tierkreis-Erzählungen", bisher ein Stiefkind der Forschung, eröffnen in mehrfacher Hinsicht einen neuen Blick auf Hermann Broch und die bewußtseinsgeschichtliche Situation des frühen 20. Jahrhunderts.

Broch versucht in diesen Erzählungen, die Entfremdungs- und Fragmentierungserscheinungen der Moderne durch Rückgriff auf das Non-Rationale zu begegnen. Im Non-Rationalen, genauer, in seinen primären Realisationsformen Literatur und Traum, sollte es möglich werden, die verlorene Einheit der Welterfahrung wiederherzustellen. Die "Tierkreis-Erzählungen" sind in diesem Sinne Bedürfnisliteratur, die einen wesentlichen Aspekt der Bewußtseinslage der klassischen Moderne konzentriert widerspiegelt: Sie sind gänzlich auf die ersehnte Einheits- und Ganzheitlichkeitserfahrung hin konstruiert.

Aufgrund der ethisch-politischen Brisanz des dabei vertretenen Irrationalismus distanzierte sich Broch nach Ende des Dritten Reiches von den Erzählungen in ihrer Originalform. Die fünf Texte sind jedoch erzählerische Meisterwerke. Broch zeigt sich hier als äußerst lebendiger Erzähler mit einer erstaunlichen narrativen Bandbreite. Die Texte bewegen sich souverän zwischen psychologischem Realismus, mystisch-mythischer Stilisierung und allegorischer Doppelbödigkeit. In ihrer spielerischen und zugleich hoch disziplinierten Überformung gehören diese "Erzählexperimente", die hier zum ersten Mal ausführlich interpretiert werden, zum Besten, was Broch produziert hat.
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