Kultureller Kannibalismus


ISBN 9783826077289
268 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 50.20
Wird für Sie besorgt
Kultureller Kannibalismus - als Metapher für die Einverleibung und

Transformation des Anderen - gilt insbesondere im Brasilien des 20.

Jahrhunderts als poetologisches und kulturtheoretisches Paradigma.

Die im Modernismus der 1920er Jahre proklamierte Bewegung der

Anthropophagie zelebriert das Verschlingen europäischer Kulturformen

als Medium des Widerstands sowie einer eigenen Identität.

Der >böse Wilde<, der aufsässige Menschenfresser, wird zum Symbol

für Transkulturation schlechthin. Als Modell kultureller Aneignung

hält die Anthropophagie unter dem Schlagwort eines >kannibalischen

Übersetzens< Einzug in den translationswissenschaftlichen Diskurs.

Die Fragen, denen die vorliegende Studie nachgeht, sind folgende: Inwiefern

lässt sich das Lesen und Übersetzen des Anderen als Akt des

Verschlingens denken? Steht die kannibalische Metaphorik aufgrund

der ihr inhärenten Gewalt nicht stets im Zeichen des Verlusts - des

Eigenen wie des Fremden? Welche Möglichkeiten, aber auch welche

Probleme birgt der Begriff eines kannibalischen Übersetzens? Und

lässt sich die Aporie, in die Kannibalismus letzten Endes mündet, mithilfe

der Dimension des indigenen Denkens auflösen?
ZUM ANFANG