Konstantin Melnikow und sein Haus


ISBN 9783936681895
64 Seiten, Taschenbuch/Paperback
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Konstantin Melnikov (1890?1974) ist zweifellos eine der herausragenden Gestalten in der Architektur des 20. Jahrhunderts ? dies ungeachtet der Tatsache, daß er früh verstummte, ein nur wenig umfangreiches, nur unzureichend publiziertes Werk hinterließ, das fast ausschließlich auf Moskau beschränkt blieb, die Stadt, in der er zur Welt kam, in der er nahezu sein gesamtes Leben verbrachte und die ihm wenig Dank entgegenbrachte. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, doch hervorragend ausgebildet, erlebte er nach dem Ende der Wirren in der Folge von Krieg, Revolution und Bürgerkrieg ab Mitte der 1920er Jahre einen fast kometenhaften Aufstieg und setzte sich mit seinen jeglichem Dogmatismus fremden, ganz eigenständigen und durch und durch künstlerisch aufgefaßten Bauten an die Spitze der jungen sowjetischen Architektur.
Rascher noch als sein Aufstieg vollzog sich sein Fall: Von allen Seiten angefeindet, konnte er sich, als Stalin um die Mitte der 1930er Jahre den baukünstlerischen Spekulationen und Experimenten ein Ende bereitete, nicht gegen den Vorwurf des Formalismus wehren, wurde aus dem Architektenverband ausgeschlossen und für die restliche Zeit seines Lebens mit einem Berufsverbot belegt. In den späten 1920er Jahren, auf der Höhe seines Ruhms, hatte er die Möglichkeit, für sich und seine Familie in Moskau ein Haus zu bauen, das er dann bis zum Ende seines Lebens bewohnen konnte. Dieses Haus, eine denkwürdige Symbiose aus fast bäuerlicher Einfachheit und äußerster Radikalität, gehört zu den beeindruckendsten,
überraschendsten und wohl auch enigmatischsten Werken, die die Architektur des 20. Jahrhunderts hervorgebracht
hat. Seine Simplizität ist eine nur scheinbare; in Wirklichkeit handelt es sich um ein hochkomplexes Werk, das die Elemente der Architektur in explizite und unauflösbare Beziehung zueinander setzt, das eine klare und ganz eigenständige Position bezieht und das wie wenig anderes die Frage aufwirft, wie es wohl mit einem genuin architektonischen
Denken bestellt sein könnte. Das Buch versucht, in essayistischer Form die Pfade, die im Werk angelegt sind, aus der
Perspektive des Architekten zu verfolgen.
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