Adonia Verlag: Kartellgehilfen im europäischen Kartellrecht - Schwartz, Simone - Heymanns

Kartellgehilfen im europäischen Kartellrecht

Die einheitliche Konzeption der kartellrechtlichen Zuwiderhandlung, FIW Schrifte
Heymanns
ISBN 9783452285942
328 Seiten, Gebunden/Hardcover
CHF 82.25
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Vorwort des Herausgebers:



Wer ein Kartell eingeht oder daran mitwirkt, ist im landläufigen Sinn Kartelltäter. Anders

als bei den bekannten Teilnahmeformen im Strafrecht wie Anstiftung oder Beihilfe

gehört die Abgrenzung von Täterschaft und Teilnahme im Kartellrecht zu den

wenig erforschten Bereichen in der Wissenschaft. Dabei sind Fälle sogenannter Kartellgehilfen

bekannt geworden, die die wettbewerbswidrigen Taten der Kartellanten

unterstützen, selbst aber gar nicht auf dem kartellierten Markt tätig sind. Unter bestimmten

Voraussetzungen, die das Gericht der Europäischen Union unlängst näher

umrissen hat, kommt in diesen Fällen der Mithilfe oder Unterstützung sogar eine sanktionsbewehrte

Mittäterschaft in Betracht, die von der bloßen tatbestandslosen Teilnahme

an Kartellverstößen abzugrenzen ist. Von dieser Abgrenzung hängen in der

Praxis entscheidende Rechtsfolgen ab: Einerseits Bußgeldbewehrung und mögliche

private Schadensersatzklagen, andererseits - bei bloßer Teilnahme - überhaupt keine

Folgen.

Die vorliegende Dissertation, die an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entstanden

ist, konzentriert sich bei der Aufarbeitung dieses anspruchsvollen Themas der

kartellrechtlichen Erfassung von Kartellgehilfen auf den Tatbestand des europäischen

Kartellverbots und die neuere Praxis der Europäischen Kommission sowie einschlägige

Rechtsprechung. Dabei setzt sich die Verfasserin intensiv und kritisch mit der vorherrschenden

einheitlichen täterschaftlichen Konzeption und deren inhaltlichen Konturen

auseinander. Angesichts eines sehr weiten Täterkreises und den daraus folgenden

erheblichen sanktionsrechtlichen Implikationen arbeitet die Verfasserin notwendige

Begrenzungen des als zu weit empfundenen Anwendungsbereichs des Kartellverbots

heraus. Dies geschieht auf der Grundlage kartellrechtlicher und rechtsstaatlicher

Prinzipien, wobei die Verfasserin eigene, innovative Lösungsansätze entwickelt.

Insbesondere möchte sie auf die wettbewerbliche Relevanz des Tatbeitrags auf dem

kartellierten Markt abstellen. Darüber hinaus nimmt sich die Verfasserin vieler kartellrechtlich

schwieriger Detailbereiche (wie Hub & Spoke-Konstellationen, Internetplattformen

und Category Management) an und stellt zudem auf Ergebnisse eigener Umfragen

bei den Wettbewerbsbehörden der Mitgliedstaaten zur Verfolgungspraxis im

Hinblick auf Kartellgehilfen ab.

Das FIW freut sich, dass mit diesem Band wieder Neuland betreten wird. Das untersuchte

Themenfeld ist es wert, angesichts seiner Bedeutung in der Praxis weiter wissenschaftlich

erforscht zu werden. Insofern bietet der vorliegende Band fundierte Denkanstöße,

die den aktuellen Diskussionsstand erheblich bereichern dürften. Wir wünschen

dem Band eine gute Aufnahme bei seinen Lesern.



Köln, im Juli 2015

FORSCHUNGSINSTITUT FÜR

WIRTSCHAFTSVERFASSUNG UND WETTBEWERB E.V.
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