Gedichtinterpretation von Ovids 'Amores 1,6'


ISBN 9783638799140
24 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Klassische Philologie - Latinistik - Literatur, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Klassische Philologie), Veranstaltung: Ovid, Amores, Sprache: Deutsch, Abstract: [.] Diese allgemeinen Charakteristika lassen sich auch

bei Ovid finden. Während in der vorovidischen Dichtung das Pathos der Liebe und

des willkürlich- unerbittlichen Liebesgottes auf ernsthafte Weise behandelt wurde ,

fasst Ovid Liebe als ein nicht so ernst zu nehmendes Spiel auf, das durch die Regeln

und Topoi der Vorgänger schon festgelegt ist2. Brooks Otis sieht Ovids Liebeselegie

sogar als eine reductio ad absurdum der Gattung wie sie für Properz und Tibull

charakteristisch war, die sich durch Umschweife und irreführende Ernsthaftigkeit3

auszeichnet. Ovid entwickelt das Thema in Anlehnung an Tibull und Properz, die

zum tragischen Genus tendierten, zwar spielerisch und komisch, aber mit dennoch

täuschend echter Ernsthaftigkeit.

Die Amores bestehen, so wie sie uns in der zweiten Ausgabe überliefert sind, aus

drei Büchern. Von den fünfzehn Gedichten des ersten Buches sind die Elegien zwei

bis sieben und neun bis vierzehn thematisch parallel angeordnet; sie werden umrahmt

von den Programmgedichten eins, acht und fünfzehn4. Der Grund für das Verfassen

einer Elegie (am. 1.1) ist der Liebesgott Amor, der ein Versmaß stahl und den

Dichter mit einem Liebespfeil traf, so dass dieser von seinem Vorhaben ein Epos zu

schreiben abkam und sich in Corinna verliebte. So wie sich die Erfüllung in der

Liebe (1.5) und die Absage (1.12) gegenüberstehen, so entsprechen sich auch die

Elegie 1.6, die hier genauer analysiert werden soll, mit der nächtlichen Klage vor der

Tür der Geliebten und die Elegie 1.13 mit dem Abschied am Morgen.

Im folgenden möchte ich zeigen wie Ovid das bekannte Motiv des Paraklausithyron

auf äußerst witzige, amüsante Weise entwickelt, indem er den exclusus amator

lächerlich macht, und doch oberflächlich die Ernsthaftigkeit eines Properz oder

Tibull bewahrt. Dabei zeichnen vor allem die Verwendung eines Refrains und die

starken Kontraste innerhalb des Gedichtes das nach Erich Reitzenstein neue

Kunstwollen des Dichters aus.

2 Reitzenstein, Erich: Das neue Kunstwollen in den Amores Ovids. in: Michael von Albrecht, Ernst

Zinn (Hg.): Ovid. 1. Auflage. Darmstadt 1968 (Wege der Forschung 92). S. 210ff.

3 Otis, Brooks: Ovids Liebesdichtungen und die augusteische Zeit. in: Michael von Albrecht, Ernst

Zinn (Hg.): Ovid. 1. Auflage. Darmstadt 1968 (Wege der Forschung 92). S.237.

4 P. Ovidius Naso: Amores. Liebesgedichte. Lateinisch und Deutsch von Michael von Albrecht.

Stuttgart 1997.S. 232.
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