Ethnizität und Tribalismus in Afrika südlich der Sahara in ihrer sozialen und rä


ISBN 9783640863266
32 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
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Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Geowissenschaften / Geographie - Regionalgeographie, Note: gut, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Geographisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Versuch, Begriffe wie Ethnie, Ethnische Gruppe und Ethnizität für den akademischen

Sprachgebrauch aufzuhellen, führt in ein unwegsames Terrain, das durch hohe Wertladungen

bzw. starke normative Konnotationen der darin eingeschlossenen Termini markiert ist.

Die Variationsbreite der Definitionsmöglichkeiten der zu behandelnden Begriffe ist groß und

geeignet Bände zu füllen. Der vorliegende Aufsatz kann deshalb nur Ansatz sein und einen

groben Überblick bieten.

Stamm gehörte bis in die 70er Jahre zu den klassischen Begriffen der Völkerkunde (wie auch

Dorf oder isolierte Gemeinschaft); von diesem Wort leitet sich der Tribalismus

(Stammesbewusstsein, -zugehörigkeitsgefühl) her. Gleichzeitig ist es einer der umstrittensten

Begriffe.

Der Stamm wird bei ILLIFE (1979) als kulturelle Einheit bezeichnet, mit einer gemeinsamen

Sprache, einem einzigen Sozialsystem und einem einheitlichen Gewohnheitsrecht. Die

Mitgliedschaft sei erblich, das soziale und politische System gründe sich auf Verwandtschaft.2

Dies ist die klassische objektivistische Sichtweise: der Stamm (und damit der Tribalismus oder

die Ethnizität, wie es später heißen wird) wird als eine statische, gewissermaßen ontologische

Gegebenheit gesehen, definierbar durch objektiv angebbare Gemeinsamkeiten. Von den

Vertretern der diversen objektivistischen Theorien wird der Stamm häufig als eine politische,

wirtschaftliche, soziale, religiöse und kulturelle Einheit gesehen, ausgestattet mit einem

gemeinsames Territorium.

Diese Position kann mit gutem Recht als realitätsfern gelten und ist mittlerweile überholt; die

genannten Charakteristika korrespondieren in den seltensten Fällen mit der Wirklichkeit, weder

heute noch zu irgendeinem Punkt der Vergangenheit.

Als Stamm können so unterschiedliche soziale Gebilde bezeichnet werden, wie die Zulu in

Südafrika, die seit weniger als zwei Jahrhunderten unter diesen Namen firmieren und

zahlenmäßig eine größere Gruppe bilden als die Französischkanadier; die !Kung-Jäger-

Sammler aus Botswana und Namibia, die nur einige hundert Köpfe zählen; oder das

Millionenvolk der Yoruba in Nigeria und Benin, die eine achthundertjährige wechselvolle

Geschichte aufweisen, die in ihrer Komplexheit der europäischen nicht nachsteht. Weiterhin haftet dem Begriff ein negativer Beigeschmack an; eine Palette von Vorurteilen und

Missverständnissen schwingt mit, die eher dazu beiträgt, die Realität zu simplifizieren und zu

verschleiern, statt sie zu erklären: [.]
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