Erich Engelbrecht


ISBN 9783869050140
160 Seiten, Gebunden/Hardcover
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Erich Engelbrecht (1928-2011) nennt seine Bilder

'introspektiv'. Er führte dazu aus: 'Das introspektive

Bild sichtet den Schauplatz der Seele,

das Wikungsfeld der Archetypen, die die

Grundmuster unseres Verhaltens bilden.' Besonders

tiefe Einsichten in das Wesen der Archetypen

verdanken wir C. G. Jung. Nach ihm machen

sie in ihrer Gesamtheit das kollektive menschliche

Unbewußte aus und bestimmen unser

Handeln. Sichtbar werden die Archetypen nur in

Sinnbildern. Solche Konkretisierungen sind die

Werke der symbolbildenden Künstler aller Zeiten.

Die Werke Erich Engelbrechts, ob Graphiken,

Ölbilder, Gobelins, sowie Holzscheiben- und

Stahlfiguren, wirken flächenhaft und abstrakt.

In seinen Stahlfiguren zum Beispiel besteht die

dritte Dimension nur in der Dicke der Stahlplatten.

Seine Werke rücken so in die Nähe der Märchen.

Als 'flächenhaft und abstrakt' beschreibt

der Literaturwissenschaftler Max Lüthi in seinem

Buch Das europäische Volksmärchen den Stil der

Märchen, der alles Geschehen auf die Ebene der

Handlung projiziert. So etwa fließt kein Blut, und

man hört keinen Schmerzenslaut, wenn sich die

Schwester den kleinen Finger abschneidet und

mit ihm das Tor zum Glasberg aufschließt, um

ihre dort gefangenen Brüder zu erlösen.

Beide, das Märchen, vor allem das mit gutem

Ausgang, und das erwähnte 'introspektive Bild',

erzählen eine Geschichte und bedienen sich dabei

urtümlicher Bilder. Solch eine geistige Vorgehensweise,

die erzählend mit archetypischen

Bildern wie Wald, Höhle, Meer einen Sinnzusammenhang

schafft, der auf einer menschlichen

Urerfahrung beruht, etwa Reifung, Erkenntnisgewinn,

nennt C. G. Jung ein 'archetypisches

Programm', ein urtümliches Verhaltensmuster,

dem alle Menschen folgen, unabhängig von Rasse,

Kultur oder Anwendungszeitpunkt.

Wie beim Märchen kann beim introspektiven

Bild der Schaffensprozess nur intuitiv-meditativ

sein, eine Versenkung ins Unbewußte. Erich

Engelbrecht hatte keinen Plan, keine Idee für ein

Kunstwerk, sondern ein leeres Blatt oder eine

leere Leinwand vor sich, öffnete sich, wartete

und ließ sich leiten von den Bildern, die dann vor

seiner Seele auftauchten, ein durchaus auch als

quälend, ja seine Existenz bedrohend erlebter

Vorgang. Er fühlte jedoch, wann sein Suchprozeß

zu Ende war, allerdings ohne den Sinn des

so entstandenen Gebildes zu verstehen. Seine

Frau Waltraud Engelbrecht versuchte dann, seine

Bildwerke zu 'lesen', aus Form- und Farbzusammenhängen

einen Sinnzusammenhang herauszuarbeiten,

soweit das bei solchen symbolischen

Gebilden möglich ist.

Renate Vogt
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