Eine gebrochene Sammlung


ISBN 9783941681613
632 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 96.30
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"Neubrandenburg: Kunstsammlung der Stadt entdeckt." "Thema der Woche: Scherbenspur der Kunstsammlung. Die Sensation im Brandschutt des Palais."

Diese und weitere Meldungen in überregionalen und regionalen Medien lenkten am 17.8.2007 eine breite öffentliche Aufmerksamkeit auf die tragische Geschichte der Städtischen Kunstsammlung in Neubrandenburg. Bereits im Sommer 2006 wurden bei archäologischen Grabungen die Kellerräume des ehemaligen Standortes des Museums, der Südflügel des Palais, freigelegt und dabei völlig überraschend zerscherbte und stark überfeuerte Überreste der Städtischen Kunstsammlung aufgefunden. Diese sind zum so genannten Tag des offenen Denkmals am 9.9.2007 durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern in das Eigentum der Kunstsammlung Neubrandenburg als Nachfolgeeinrichtung überführt und erstmalig in einer Ausstellung vorgestellt worden. Tausende von Porzellan-, Terrakotta- und Natursteinscherben sowie beschädigte und zerschmolzene Metallobjekte sind die wenigen Zeugnisse des einzigen bürgerlichen Kunstmuseums im ehemaligen Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz.

Die Städtische Kunstsammlung verdankte ihr 55 Jahre währendes Bestehen von 1890 bis zu ihrem Totalverlust 1945 den Stiftern Heinrich (gen. Henry) Stoll (1822-1890) und August Schmidt (1825-1911). Beide hatten ihre Sammlungen der Heimatstadt Neubrandenburg vererbt, mit der Bestimmung, sie in einem kommunalen Kunstmuseum zugänglich zu machen. Beim Brand der Neubrandenburger Innenstadt während der Kampfhandlungen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, in der Nacht vom 29. auf den 30.4.1945, sind nicht nur der Standort des Museums und dessen historischen Dokumente zerstört worden, das Museum ist überdies aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden. Ernsthafte Recherchen ab 1945 nach dem Verbleib der Bestände unterblieben.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstsammlung Neubrandenburg fühlte sich die Verfasserin seit 1998 zu eigener Forschung über die Sammlungsgeschichte, zu den Beständen sowie zur Recherche nach den Kriegsverlusten verpflichtet. Bekannt war bis zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen die historische Existenz des Museums. In Auswertung der Neubrandenburger Zeitung von 1890 bis 1934 sowie der durch d. Vfn. im Amtsgericht Neubrandenburg erschlossenen Nachlassunterlagen beider Stifter entstand 2001 eine erste Publikation zur Geschichte der Städtischen Kunstsammlung, die die Umstände der Nachlassübernahme und ihre Historie in Grundzügen rekonstruiert, sowie 2004 ein Verzeichnis der kriegsbedingt vermissten Kunstwerke, deren Verluste bereits 2003 der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste in Magdeburg angezeigt wurden und hier nicht wiederholt publiziert sind.

Anlass für die vorgelegte Promotionsschrift war die Entdeckung der Überreste der Städtischen Kunstsammlung im Jahr 2006. Erstmals sind Teile des Altbestandes, wenn auch zerstört, verfügbar und konnten somit ausgewertet werden. Ein weiterer Beweggrund für die kunsthistorische Auseinandersetzung war das der Vfn. gegenüber mündlich geäußerte Unverständnis über die genannte Erstausstellung der scheinbar wertlosen Scherben und der Beschäftigung mit diesen, ist dieses doch Ausdruck einer Missachtung des ideellen Wertes der Fragmente und zugleich Sinnbild für einen Traditionsverslust in der Stadt Neubrandenburg. Darüber hinaus suchte die Vfn. nach Erklärungen für das gesellschaftliche Desinteresse politisch Verantwortlicher in Neubrandenburg an der Aufklärung des Verlustes eines regional bedeutsamen Kunstmuseums.

Der Totalverlust einer Sammlung impliziert die Frage nach dem generellen Umgang mit diesem und nach den Gründen einer Nichtfahndung nach ihr. Dabei war zu klären, ob das Desinteresse an der Aufklärung ein Neubrandenburger Phänomen ist oder allgemeine politische Zwänge und Tabus in der DDR dafür verantwortlich waren. Gleichfalls war zu eruieren, ob eine verschollene Sammlung zu rekonstruieren sei, verlustig gegangene Konvolute über Duplikate, Ko
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