E.T.A.Hoffmanns 'Der goldene Topf' und die Hermeneutik des Sehens


ISBN 9783640332885
36 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
BOD folgt in ca. einer Woche
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: keine, Sprache: Deutsch, Abstract: Im "Goldnen Topf" wird vorgeführt, dass und inwiefern Wirklichkeit ein Grenzbegriff ist.

Wirklichkeit ist kein selbstverständlicher, sondern ein sich konstituierender Begriff mit

epische[r] Struktur.

Die Interpreten des Goldnen Topfs stießen bei der Interpretation auf Schwierigkeiten, weil sie

sich über die Grenzwertigkeit des Wirklichkeitsbegriffs nicht Rechenschaft gegeben haben. Ein

Text wie "Der goldne Topf", dem diese Grenzwertigkeit eingeschrieben ist, der diese inszeniert

und ins erzähltechnische Kalkül einbezieht, widersteht jeder Interpretation, die einen, festen

Wirklichkeitsbegriff an ihn heranträgt. Es wird sich zeigen, dass ein solcher dogmatischer

Begriff von Wirklichkeit Hoffmanns Texten nicht eignet und nicht zugrunde liegt. Solche

Dogmatik wird erzähltechnisch sogar konterkariert. Ebensowenig kann davon gesprochen

werden, dass das Wunderbare als Kehrseite der Wirklichkeit erscheine. Das Wunderbare hat

vielmehr in der Wirklichkeit seinen Ort und ergibt sich aus einer spezifischen An-Sicht des

Wirklichen. Recht behalten die bisherigen Interpreten, wenn sie das Verhältnis des Wunderbaren

zum Wirklichen zu einer Frage der Optik und des doppelten Sehens oder eines

psychologischen Perspektivismus machen.

Hoffmann beweist eine außerordentliche Sensibilität [für die] () Wirklichkeitserfahrung. Obzwar

für ihn in einer frühen Phase Wirklichkeit fest stehe, gerät seine Wirklichkeitsauffassung bald ins Wanken. Die Erfahrung der Auflösung des dogmatischen Wirklichkeitsverständnisses

findet in seinen Werken poetischen Ausdruck. Hoffmann ist damit seiner Zeit voraus. Denn

Hoffmanns Texte wissen, dass es gar keine Realität gibt, sondern nur eine Vielzahl von

Perspektiven auf sie. Erleben ist immer schon: Interpretieren. Wirklichkeit konstituiert sich

durch den subjektiven, deutenden Blick, der auf sie geworfen wird. Ebenso wird im Goldnen

Topf die fiktionale Wirklichkeit multiperspektiv generiert. Es ist Hoffmanns Verdienst für seine

Erfahrung der Wirklichkeit neue Erzählstrategien erkundet zu haben, wie zum Beispiel die

Multiperspektivität des Erzählens, die eine Vielzahl von Interpretationsansätzen provoziert. Es

muss jedoch festgehalten werden, dass der perspektivische Blick auf die Welt ein An-sich des

Geschehens () nicht rekonstruieren lässt. Vielmehr insistiert [Hoffmann] auf die Heterogenität

der Blicke" sowie auf ihre Gleichwertigkeit und damit auf die Pluralität der

Perspektiven. [.]
ZUM ANFANG