Die städtebaulichen Ideen Camillo Sittes in Jon Jerdes Urban Entertainment Cente


ISBN 9783668136694
48 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
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Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Europa, Note: 1,0, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (M.A. Europäische Kulturgeschichte), Veranstaltung: Künstliche Paradiese, Sprache: Deutsch, Abstract: Placemaker nennt er sich selbst. Als Imagineer, Prophet des neuen öffentlichen Raumes, sogar Master of Kitsch bezeichnen ihn andere. Die Rede ist von Jon Jerde, einem der erfolgreichsten zeitgenössischen Architekten. Für seine Gebäude, vornehmlich Hybride aus Shopping Malls, Freizeiteinrichtungen und öffentlichen Plätzen, gibt es mindestens ebenso viele Namen: gigantisch[e] Implantate, architecture of pleasure oder Ooohh-Aaahhrchitecture sind nur einige.



Der Architekt aus Kalifornien entwirft seit 1977 mit seiner Firma, The Jerde Partnership, weltweit sogenannte Urban Entertainment Center, mit dem Ziel, strukturschwache Innenstädte und Stadtviertel wiederzubeleben. Prominente Beispiele, wie Horton Plaza, Universal CityWalk oder Canal City Hakata, dienen als Ersatz-Stadtzentren, die nicht nur die Konsumenten aus den Vororten zurück ins Zentrum holen, sondern gleichzeitig einen Ort schaffen sollen, der Bürgern als neuer, öffentlicher Raum dient.



Das nennt Jerde Placemaking. Oft betont der Architekt, dass er keine Gebäude designt, sondern den Raum dazwischen, den Platz, auf dem die Menschen work, eat, stay, shop, play, wander and live, sodass aus der community of consumers eine echte Gemeinschaft würde. Kritiker zweifeln jedoch genau diesen Anspruch auf Authentizität an.



Ein anderer Imagineer seiner Zeit, für den der Platz in der Stadt eine ebenso wichtige Rolle spielte, war Camillo Sitte. Der Wiener Architekt veröffentlichte 1889 - fast 100 Jahre vor der Fertigstellung von Jerdes erstem Urban Entertainment Center, dem Horton Plaza in San Diego - sein theoretisches Hauptwerk Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen und eröffnete damit die Diskussion um die Rolle der Kunst beim Bau von öffentlichen Plätzen. Ausgehend von einer Kritik am vorherrschenden Bauprinzip in Wien, das durch ein moderne[s] Häuserkastensystem und eine Mathematisierung und Technisierung geprägt war, analysierte Sitte in seinem Werk schöne[.], alte[.] Platz- und überhaupt Stadtanlagen auf die Ursachen der schönen Wirkung hin.



Nicht nur, dass Kritiker Sitte und Jerde gegenüber eine ähnliche Haltung hatten, beide Architekten verfolgten und verfolgen auch das gleiche Ziel: Genau wie Jerde sah Sitte in der Wirkung des Platzes auf die Menschen den Schlüssel für eine Gemeinschaftsstiftung im öffentlichen Raum.
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