Adonia Verlag: 'Die Turnstunde' von Rainer Maria Rilke.Erzähltheoretische Analyse und Aspekte e - Wojnowski, Mirko - Bod

'Die Turnstunde' von Rainer Maria Rilke.Erzähltheoretische Analyse und Aspekte e

Akademische Schriftenreihe V286877
Bod
ISBN 9783656872603
16 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 19.35
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Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 15 Punkte, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik), Veranstaltung: Einführung in die Neuere deutsche Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: Die 1902 veröffentlichte zweite, endgültige Fassung der Novelle Die Turnstunde von Rainer Maria Rilke thematisiert den Tod eines Zöglings der Militärschule zu Sankt Severin, Karl Gruber, der ihn während einer Turnstunde ereilt. Gruber, der schlechteste Turner der letzten Riege seines Jahrgangs, stirbt an einem Herzschlag, den er infolge von Überanstrengung durch einen waghalsigen Kletterakt erleidet, welchen er spontan und wider die Befehle seiner Vorgesetzten, vielleicht aus Furcht, Trotz oder um sich zu behaupten, vollführt. Von Mitschülern und dem Lehrpersonal der Schule unbeachtet lebt er in einer dunklen Nische der Turnhalle ab, während die Turnstunde ihren geregelten Lauf nimmt.

Der Schauplatz der in sich abgeschlossenen Geschehnisschilderung ist der Turnsaal der Militärschule zu Sankt Severin, d. h. das Ereignis selbst ist in eine fiktivrealistische Welt eingebettet. Die genaue Ortsangabe zu Sankt Severin siedelt die Erzählung in einem pseudohistorischen Kontext an, aber durch die spezifische Schilderung der Begebenheiten erlangt Die Turnstunde einen extremen Gegenwartscharakter.

Die gefühllose, brutale und kalte Atmosphäre, wie auch der zweckbedingte, harte und sachliche Jargon einer Militärschule werden von der Erzählinstanz in der daliegenden Novelle inhaltlich, wie auch sprachlich, adaptiert, imitiert und wiedergegeben. Die narrative Instanz ahmt alltägliche militärische Routine stilistisch nach, verharrt in ihrer Schilderung an der Oberfläche nackter Fakten und beschreibt akribisch genau das einzigartige, einmalige Ereignis um Gruber auf nur wenigen Seiten. Unter der Maxime von zeigen und wirken lassen ist Die Turnstunde in einer unbeteiligt beobachtenden Erzählhaltung protokolliert. Der seinem Inhalt angepasste, besondere, reduzierte Sprachgebrauch, bzw. die extreme Sprachverknappung, und die sachliche Erzählweise setzen ein außerordentliches Pathos der Sinnschwere frei, geben der Erzählung ihren speziellen Charakter und machen sie so außergewöhnlich unter ähnlichen Novellen.

Die Einführung in die Erzähltheorie von Matias Martinez und Michael Scheffel, der aktuelle Stand der internationalen Erzählforschung, soll als Grundlage dienen, um die Novelle Die Turnstunde von Rainer Maria Rilke unter erzähltheoretischen Gesichtspunkten zu analysieren und Aspekte einer Interpretation aufzuzeigen.
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