Die Troika


ISBN 9782385086152
44 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 19.70
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Wir hatten uns in Rom in der Karwoche kennen gelernt.

Nun schließt man nirgends so leicht Bekanntschaft, als in Rom. Nirgends so leicht, so herzlich und wieder so flüchtig. In einer erhöhten Stimmung, voll dunkler Ahnungen, Sehnsüchte und Erwartungen betritt man den Boden der Ewigen Stadt. Als stünde man vor tausend Erfüllungen. Sie werden doch auch einem jeden. Nur einem jeden anders, als er sich's vorher gedacht. So verheißt nur noch das Leben. Und nur noch das Leben selber gibt in ähnlicher Weise und Fülle. Es kommt alles; nur wider alle Berechnung und gegen jede Vermutung. Ist es aber einmal da, so begreift man, es hätte nur so und sonst in keiner Weise in Wirksamkeit treten können und dürfen, als es geschehen ist. Freilich braucht es manchmal Zeit, ehe einem diese Notwendigkeit einleuchtet. Und dann hadert man und möchte verzagen. Vor dem Leben, wie vor Rom. Dazu der unendliche Zusammenfluß von Menschen in dieser einen Stadt und just um diese Zeit des Jahres. Sie überfüllen zu gewissen Stunden den Korso mit ihrem Leben, ihrem nicht immer sehr rücksichtsvollen Italienisch, ihren fremden Sprachen; benehmen sich laut und wie zu Hause in den stolzen Palästen der römischen Nobilität. Und wieder zu andern Stunden schwärmen sie aus. Sie überfluten die Galerien und Sammlungen; mit klappenden Tritten verjagen sie die Andacht aus den Kirchen; sie dringen in die Kampagna und scheuchen die heilige Stille, die sonst, dem braunen Rebhuhn gleich, sich an ihren Boden schmiegt. Es ist nicht anders, als wär' in ein Rudel recht gieriger Hunde von allen Gattungen und Temperamenten ein tüchtiger Brocken Fleisch geworfen worden. Jeder schnappt, schlingt gierig und sucht in seiner Art mit seinem Bissen fertig zu werden, sein Stück Rom sich zuzueignen und es zu verdauen. Nur freilich - Rom bleibt intakt dabei.
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