Die Türkei auf dem Weg nach Europa


ISBN 9783640140121
40 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Europäische Union, Note: 1,0, Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg, Veranstaltung: Politische Systeme, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Türkei gehört nach Europa1 lautete die eindeutige Forderung des Economist

im Dezember 2002. Ein EU-Beitritt der Türkei bedeute das Ende der Europäischen

Union2 äußerte dagegen der frühere französische Staatspräsident und damalige

Vorsitzende des Konvents über die Zukunft Europas Valéry Giscard dEstaing.

Die Meinungen über einen EU-Beitritt der Türkei gehen offensichtlich weit auseinander.

Kaum ein anderes Thema wird im Zusammenhang mit der Europäischen

Integrationspolitik so kontrovers diskutiert wie die Frage, ob die Türkei in die Europäische

Union (EU) aufgenommen werden sollte.

Innerhalb der Gruppe der EU-Beitrittskandidaten nimmt die Türkei eine Sonderrolle

ein. Kein anderes Land hat sich dermaßen ausdauernd um eine EUMitgliedschaft

bemüht. Kein anderes Land ist dabei so oft enttäuscht worden. Ein

Wendepunkt der Beziehung zwischen der Türkei und der EU stellt der Gipfel von

Helsinki 1999 dar, auf dem der Türkei offiziell der Status eines Beitrittskandidaten

verliehen wurde. Durch die Eröffnung einer Beitrittsperspektive machte sich in

der Türkei eine EU-Euphorie breit, die sie ihre vormalige Blockadehaltung aufgeben

ließ. Unter dem innenpolitisch in Bedrängnis geratenen Präsidenten Ecevit wurden

Reformen durchgesetzt, die die Türkei der EU ein gutes Stück näherbrachten. Nach

demWahlsieg der islamisch geprägten Partei fürWohlstand und Gerechtigkeit (AKP)

im Jahr 2002 wurde der Reformkurs intensiviert, was dazu führte, dass die EU im

Jahr 2005 offiziell Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufnahm. Ein Eskalieren

des Kurdenkonflikts, anhaltende Probleme bei der praktischen Umsetzung der Reformen

sowie eine gewisse Reformmüdigkeit trüben jedoch das ansonsten seit 1999

für viele überraschend positive Gesamtbild.

Die Dilalektik von Islam und Kemalismus ist für ein Verständnis der Türkei zentral.

Die unter Atatürk von oben durchgesetzte kemalistische Revolution sollte die

Rückständigkeit der Türkei beenden und sie auf das Entwicklungsniveau westeuropäischer

Nationen bringen. Als Ursache für die Rückständigkeit der Türkei machte

Atatürk den Islam aus, den er durch einen strengen Laizismus aus dem öffentlichen

Leben verbannte. Hätte die kemalistische Revolution nicht stattgefunden und wäre

der Laizismus somit niemals in die Türkei implementiert worden, bliebe ein Türkeibeitritt

zur EU vermutlich ausgeschlossen. Ein durch islamisches Recht geprägter

Gottesstaat wäre mit den Werten der EU wohl unvereinbar.
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