Dialog mit dem Fremden


ISBN 9783826039522
488 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 58.40
Wird für Sie besorgt
Johannes Bobrowski erklärte das "Verhältnis der Deutschen zu ihren östlichen Nachbarvölkern" zum zentralen Thema seiner unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs entstandenen Lyrik. Das darin sichtbar werdende Bild mittelosteuropäischer Kultur(en) scheint zunächst auf Imagotypen "des Ostens" in den Texten deutschsprachiger Autoren von J. G. Herder bis hin zu Ernst Jünger zurückzugreifen und geschichtliche Verantwortung in mythische Schicksalhaftigkeit aufzulösen.

Diese Studie zeigt jedoch, wie die komplexe Adaption mythischer Stoffe und Strukturen in Bobrowskis Lyrik einen dynamisch-dialogischen Gedächtnisraum "Sarmatien" schafft, in dem gewohnte Bilder west-osteuropäischer Geschichte transzendiert werden. Aktuelle Denkansätze in den Bereichen Erinnerung und Alterität eröffnen - zusammen mit den Schriften Emmanuel Lévinas', Martin Bubers, Walter Benjamins und Ernst Cassirers - einen neuen Zugang zum Vergangenheitsbezug in der sarmatischen Lyrik. Versteht man den Mythos als fremdes Denken, dann wird Bobrowskis poetische Erinnerung als Fremderfahrung begreifbar: Zum einen findet in den Gedichten eine stoffliche Adaption von Mythen der Opferkulturen statt, zum anderen eine strukturelle Mythisierung, wie sie im Geschichtsbild und der magischen Natursprache zum Ausdruck kommt.
ZUM ANFANG