Das Meer des Talmud. Aspekte zur Unbestimmtheit des religiösen Textes


ISBN 9783668124622
20 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 19.70
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Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Allgemeines, Note: 1,3, Universität Erfurt (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Talmide Chachamim - Gelehrte und Lernende. Zur Geschichte des Rabbinats, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Der Talmud lebt auch heute noch.' - Mit diesem Satz schließt der österreichische Judaist

Günter Stemberger seine vielbeachtete Einführung zum Talmud. Dieser Schluss stellt zum

einen die fortwährende Geltung des religiösen Textes heraus, weist zum anderen mit dem Zusatz

noch aber auf eine Art Zukunftspessimismus hin. Der Hinweis auf dieses letzte Wort soll

hier nicht überbewertet werden, zumindest scheint sich darin aber die stete Auseinandersetzung

mit der (zukünftigen) Geltung des Talmuds widerzuspiegeln.

Im Zuge der jüdischen Reformbewegungen in der Mitte des 19. Jahrhundert schrieb etwa

Abraham Geiger diesem Werk eine Reflexion ständiger gesetzlicher Kreativität zu, die immer

auf ihre Umgebung reagiere. Zudem seien der Talmud wie auch die Bibel als Produkte ihrer

Zeit anzusehen. Derlei Thesen sind auf eben jene Auseinandersetzung zurückzuführen, die

den Talmud und seine Historie von jeher zu begleiten scheinen: Inwieweit kann der jahrhundertealte

Talmud mit seinen Gesetzen Geltung in der Gegenwart erheben, in der andere Umstände

herrschen und sich andere Fragen stellen? Geiger beantwortete die Frage also mit dem

Herausstellen der Fähigkeit des Textes, auf seine Umgebung zu reagieren und mit dem In-Beziehung-

Setzen zu dessen Entstehungszeit, ohne den Talmud als sakrales Relikt zu deklassieren.

Für den Gläubigen stellt sich die Frage nach der Geltung des Talmud nicht, denn für ihn

stellt das Werk 'die einzige Quelle [dar], aus welcher das Judentum geflossen [ist, den]

Grund [] auf welchem das Judentum besteht und die Lebensseele besteht und die Lebensseele

ist, welche das Judentum gestaltet und erhält.'

Der Talmud gilt, doch gibt es zwischen seinen Bestandteilen Unterscheidungen; schon der

Text selbst ist so konstituiert, dass er lediglich in seinem gesetzlichen Teil normativen Anspruch

erhebt
diesem halakhischem Teil steht aber der haggadische Teil gegenüber; d.h. das Gesetz wird immer auch von Auslegungen und Kommentaren begleitet. Dieses System bewirkt

den großen Umfang des Talmuds und scheint die Frage nach Geltung und Deutungsoffenheit

der Textelemente zu nähren. [.]
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