Der Wandel von Arbeit, der als Subjektivierung und Digitalisierung diskutiert wird, hat unerwartete Folgen: Mehr Selbstverantwortung schafft noch keine befreite Welt der Erwerbsarbeit und Technik dringt in die Domänen höherwertiger, geistiger Arbeit ein. Der Band Andere Sichtweisen auf Subjektivität - Impulse für kritische Arbeitsforschung sucht Antworten auf neue Fragen, die jetzt zu klären sind: Sind geistige Arbeit ohne Körperlichkeit und solche Autonomiekonzepte, die sich am Individuum orientieren, noch tragfähige Leitbilder humaner Arbeit? Ist der Entfremdungsbegriff angesichts neuer Arbeitsformen obsolet oder in neuer Weise bedeutsam geworden? Welche Folgen haben die zeitökonomische Rationalisierung und Effizienz für das subjektive Engagement in Gesundheitsberufen? Welche Formen subjektiver Widerständigkeiten finden sich bei neuen Arbeitsformen und welche Aufgabe kommt dabei der Arbeitsforschung zu? Der Band versammelt Analysen aus soziologischer, psychologischer und psychoanalytischer Sicht. Mithilfe verschiedener theoretisch-konzeptioneller Zugänge wird Subjektivität in der Erwerbsarbeit mit dem Ziel beleuchtet, einen neuen Bezugsrahmen für kritische Arbeitsforschung zu bilden. Dazu gehören das Konzept der relationalen Subjektivität, Überlegungen zur Neufassung des Rollenbegriffs und des Verständnisses von Entfremdung sowie erweiterte Konzepte von Rationalität und Wissen, die verkörpertes Wissen und berufsethische Haltungen einbeziehen. Die über viele Jahre mit der Arbeitsforschung vertrauten Autoren und Autorinnen, haben sich intensiv mit je verschiedenen disziplinären und konzeptionellen Zugängen zum Verständnis von Subjektivität unter gegenwärtigen Bedingungen der Arbeitswelt befasst. In diesem Band wird der interdisziplinäre Austausch in Plädoyers für eine andere Betrachtung der Subjektivität zusammengeführt.