1847


ISBN 9783734799853
228 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 13.95
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Durch seine Tante Maria Auguste Margarethe Vergho, die Kammerfrau am Hof und zeitweise wohl auch Zofe bei Lola Montez alias Gräfin Marie de Landsfeld war, bekam Karl Georg Valentin Rost Einblick in die königliche Residenz und das Leben seiner Bewohner.

Sein Tagebuch aus den Jahren 1847 - 1849 wurde mehr als hundert Jahre später auf der Müllkippe eines kleinen schwäbisch-bayrischen

Dorfes gefunden.



Auszug aus dem Tagebuch:



Alsobald ging ich in die Residenz und sah

von den Fenstern meiner Tante den ganzen Scandal mit

an. Lola, die gerade von der Residenz sich nach Hause zu

Fuße verfügen wollte, wurde von der Masse Volkes bemerkt

u. mit Zischen und Pfeifen so empfangen, daß sie sich

genöthigt sah, in die Theatiner Kirche zu flüchten; hier war

sie aber gezwungen, wieder heraus zu gehen, wo sie dann

von reitenden Gendarmen und deren zu Fuß 99 schützend

umgeben wurde. Auch ein Platz Major und der Senior der

Verbindung Baisner näherten sich ihr und brachten sie

unter beständigen Lärmen u. Pfeifen des Volkes in die

Residenzstraße, die dann von der Residenz Wache

abgesperrt wurde. Hierauf begab sie sich in die Residenz,

wo sie von S. Majestät, der wüthend mit seiner Faust auf

seinen Hut schlug, schon auf der Stiege mit den Worten

empfangen wurde: "Ich lebe unter Türken, Türken." Bald

rückten nun Linien Militär und Kuirassiere vor die

Residenz und Patrouille an Patrouille durchschritt und ritt

die um so mehr belebte Ludwigsstraße, da es heute ein Tag

wie im Frühling war. Als ich gen ½ 5 Uhr zur Universität

ging, sah ich auch vor ihr Kuirassiere stehen. Da jedoch

das Murren der Studierenden hierüber laut wurde, so

besprach sich der Rektor mit dem Rittmeister, worauf

derselbe den Platz verließ. Nun strömten alle Studierende

der Univ.Aula zu, wo der Rektor eine Rede hielt in der er

sein Bedauern aussprach, daß Seine Majestät auf diese

Vorfälle hin die Universität für dieses u. das folgende

Semester geschloßen habe, bis Freitags mittags 12 Uhr

müßten wir die Stadt verlassen. - Daß diese Geschichte so

ausginge, hatte ich nicht vermuthet und welche Nachtheile

hiedurch für die Anfangsstudien meines Faches

hervortreten, fühle ich nur zu wohl, so mitten aus dem

Studium herausgerissen zu werden, ist hart.



1847
München bebt



"Die Geschichte von Ludwig I. und Lola Montez ist schon oft beschrieben worden. Nun wird sie um eine sehr interessante Perspektive reicher: Die tagesaktuelle Sicht eines Jurastudenten ist in einem Book-on-Demand-Projekt erschienen.



Der Student Rost bereichert die Geschichte um eine faszinierende Stimme des Volkes."



(RUDOLF NEUMAIER, Süddeutsche Zeitung vom 7.7.2015)



"Als Abfall entsorgt, hat es sich als ein lesenswertes Zeugnis aus dem 19. Jahrhundert herausgestellt: Das Tagebuch des Jurastudenten Rost.zeichnet ein unmittelbares Bild der Geschichte von Ludwig I. und Lola Montez." (tp)

(Münchner Merkur vom 23.09.2015)
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