Über die Problematik des Lügens in Jurek Beckers Jakob der Lügner


ISBN 9783640451968
36 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Institut für Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Deutsch-jüdische Schriftsteller nach 1945, Sprache: Deutsch, Abstract: Augustinus nennt den Teufel den Vater der Lüge. Seit dem Sündenfall im Paradies gehört

sie zum menschlichen Zusammenleben, doch ihr Ursprung liegt noch wesentlich weiter

zurück. Sie ist nicht nur Bestandteil des menschlichen Verhaltens, sondern zeigt sich auch in

der Tierwelt. Im täglichen Kampf ums Überleben ist Tarnen und Täuschen ein

unverzichtbares Mittel oder wie Nietzsche es formulierte: Verstellung [] ist das Mittel,

durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten []. Nun ist aber

eine Täuschung noch keine Lüge, denn hierfür braucht es Verstand und Wille, Fähigkeiten,

die dem Menschen zugeordnet werden [].

Hier kommt nun der zweifelhafte Held aus Jurek Beckers Roman Jakob der Lügner ins

Spiel. Der polnische Jude verstößt mit seinen Lügengeschichten gegen das in Stein

gemeißelte achte Gebot, welches einst Moses auf dem Berg Sinai von Gott persönlich

empfing
also von dem Mann, der, wie Johannes im Neuen Testament sagt, die Wahrheit

ist. Damit stellt der ehemalige Kartoffelpufferbäcker die Ordnung auf den Kopf. Doch in

welcher Ordnung lebt Jakob? Seit Ausbruch des Krieges steht die Welt Kopf. Juden sind laut

Verordnung keine Menschen mehr, sondern Wanzen (21), die in einem Ghetto vor sich

hinvegetieren. Ihr Schicksal lautet Vernichtung. Diese Bedrohung bringt Jakob dazu, ein

einfaches aber folgenreiches Mittel zu benutzen, um in dieser unfreien Welt zu Freiheit zu

gelangen: die Lüge. Was immer er sagt, ist nicht ein Sagen, sondern ein Handeln; denn er

sagt, was nicht ist, weil er das, was ist, zu ändern wünscht.

Die Umstände scheinen demnach einen Pakt mit dem Teufel zu rechtfertigen. Doch die Frage

wird sein, ob es sich tatsächlich um dreiste Lügen handelt und auf welche grundlegenden

Probleme der fiktionalen Literatur der Text mit ihnen verweist.
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