Über 'Das Unaufhörliche' von Gottfried Benn


ISBN 9783656304005
24 Seiten, Taschenbuch/Paperback
CHF 22.05
BOD folgt in ca. einer Woche
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität zu Köln (Institut für deutsche Sprache und Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Als Paul Hindemith im Sommer 1930 Gottfried Benn auffordert einen Text

für ihn zu verfassen, befindet sich dieser in einer Phase des Wandels, der

dichterischen wie persönlichen Neuorientierung und nur zögernd stimmt er

dem Unterfangen zu. Hindemith hatte zuvor für das Baden-Badener Fest der

zeitgenössischen Musik von 1929 zusammen mit Bertolt Brecht den

Lindberghflug und ein Lehrstück verfasst und sich anschließend mit dem

Dichter zerstritten. Grund legend für das Zerwürfnis war ganz allgemein die

damals vorherrschende Kunstauffassung der Neuen Sachlichkeit, welche die

zunehmende Instrumentalisierung der Kunst am Ende der Weimarer Republik

vorantrieb. Hindemiths Idee einer Gebrauchsmusik, als rein erzieherischer

Maßnahme vertrug sich nicht mit brechtscher Suggestion zum politischen

Stimmenfang. Es mangelte auch nicht an gegen Benn gerichteter Polemik, der

seine quasi überholte absolute Ästhetik nicht verhehlte, ja sogar vehement

verteidigte. Seine exemplarische Replik gegen J. R. Becher und E. E. Kisch in

der Neuen Bücherschau vom 9. Juli 1929 Können Dichter die Welt ändern?

muss daher Hindemiths Interesse geweckt haben, auch wenn eine tiefere

Identifikation mit den dargestellten nihilistischen Ideen nicht anzunehmen ist.

Die Zusammenarbeit am Unaufhörlichen erstreckt sich über einen Zeitraum

von etwa zwei Jahren (1930/31) und lässt sich durch den regen Briefwechsel

gut rekonstruieren. Sehr auffällig ist Benns Unsicherheit, was die

Verwertbarkeit seiner Textfragmente betrifft; deren Folge ist ein ständiges

Versichern bei Hindemith und eine dadurch bedingte nur zögerliche,

schrittweise Entwicklung des Materials. Die Entscheidung für ein Oratorium ist

interessant, da diese Gattung traditionell einem pädagogischen Auftrag

verpflichtet ist, Benn dieses Ansinnen jedoch im Vorfeld von sich weist. Ging

es ihm nicht um erzieherisches Einwirken im Sinne einer nachhaltigen

Entwicklung von Gesellschaft bzw. Individuen, so doch zumindest um ein

Bewusstwerden der schieren Fragwürdigkeit von Existenz.[.]
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