Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 1/2013


ISBN 9783706552721
220 Seiten, Loseblatt Sammlung
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Den Begriff "Beruf" hat es im deutschsprachigen Raum zwar für bestimmte Techniken und gewerbliche Tätigkeiten schon vor dem 20. Jahrhundert gegeben. Doch erst ab ungefähr 1900, im Zuge der Etablierung nationaler Arbeitsmärkte, Arbeitsmarktverwaltungen und Sozialstaaten, wurde nach und nach die Institution des Berufs durchgesetzt. Der Beruf bestimmte sich weniger über konkrete Fertigkeiten und Tätigkeiten, vielmehr bezeichnete er das eher inhaltsleere Gemeinsame unterschiedlicher legitimer Arten, erwerbstätig zu sein. Nach einer eigenen Ausbildung wurde der Beruf ein Berufsleben lang ausgeübt. Er sollte nicht nur ein regelmäßiges Einkommen, sondern auch gesellschaftliches Ansehen und oft sogar eine mehr oder minder regulierte Berufslaufbahn bieten, in deren Verlauf sich Prestige, Erfahrung und Kompetenz sowie die Stellung der Berufstätigen im Unternehmen, im Betrieb, im Geschäft, im Amt etc. verbessern konnten. Die Volkswirtschaft sollte davon profitieren, dass der/die Einzelne genau das leistete, wozu er/sie am besten geeignet und ausgebildet und durch die akkumulierte Berufserfahrung befähigt war. Allerdings konnten nicht alle Arten von Tätigkeiten, die den Lebensunterhalt sicherten und sichern, zu einem offiziell richtigen Beruf aufgewertet werden. Die häuslichen Dienste etwa entzogen sich trotz einiger Versuche, sie zu einem Lehrberuf zu machen, der "Verberuflichung". Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes diskutieren die Auseinandersetzungen um die Erzeugung des Berufs an Beispielen des deutschsprachigen Raums und im internationalen Vergleich.
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